
360° Rundgänge – von der Aufnahme bis zur Fertigstellung
Für den Kunden erscheint es einfach. Allerdings sind 360° Rundgänge von der Anfertigung bis Fertigstellung oft alles andere als einfach und mit viel Zeitaufwand verbunden. Diesmal möchte ich einen Einblick geben, wie die Erstellung eines 360° Rundganges funktioniert.
Wir arbeiten hier mit einem System aus Deutschland. Mitverkauft wurden auch die Ausstattung, also Stativ und Kamera. Diese Ausrüstung ist handlich verpackt in einer Umhängetasche. Trotzdem komme ich zu Erstgesprächen oft ziemlich angepackt mit Handtasche, Mappe mit den Verkaufsunterlagen, Feuchtigkeitsmess- gerät, Maßband, großer Digitalkamera und 360° Ausrüstung. Im Kofferraum liegt meist noch mein Verkaufsschild mit Kabelbinder zum Aufhängen.
Bei einem 360° Rundgang sieht der Kunde jedes Detail einer Immobilie. Im Vorfeld weise ich den Kunden bereits darauf hin, alle persönlichen Gegenstände wegzuräumen, Fotos mit privaten Aufnahmen abzunehmen und vor allem die Wohnung/das Haus aufzuräumen.
Hier gibt es 2 Gruppen von Kunden: Bei den einen ist alles so perfekt aufgeräumt, dass es aussieht, als wenn die Immobilie erst frisch bezogen worden wäre. Auf der anderen Seite gibt es Kunden, wo vor dem Fotografieren noch entsprechend umgeräumt werden muss – von einem Raum zum anderen, damit die Fotos gut aussehen. Trotzdem lässt es sich nicht vermeiden, dass Fotos nachbearbeitet werden müssen. Zu berücksichtigen gilt, dass das Gegenlicht von der Sonne in einem Raum oder Regen die Lichtverhältnisse in der Immobilie stark beeinflussen. Nachbarhäuser oder fremde Autos, oft auch private Fotos müssen verpixelt werden, damit diese nicht im Internet sichtbar sind.
Auf dem Handy habe ich eine App, die über Wlan mit der 360° Kamera verbunden ist. Sobald dieser Kontakt hergestellt ist, kann mit dem Fotografieren begonnen werden. Das Stativ wird in verschiedene Positionen im Zimmer aufgestellt, die Aufnahme wird über das Handy ausgelöst. Dazu ist es notwendig, in ein anderes Zimmer zu gehen, um nicht selbst am Foto sichtbar zu sein. Im Garten ist dies oft eine Herausforderung – der Wind geht, das Stativ wackelt, kann nicht befestigt werden. Auch hierbei hat es schon manchmal Hoppalas gegeben.
Im Büro beginnt dann die langwierige Arbeit: Fotos bearbeiten, Pläne bereinigen, sodass am Plan nur mehr die Räume ohne Bemaßungen und Zeichnungen sichtbar sind. Ansonsten sind die gesetzten Punkte für den Rundgang nicht mehr sichtbar und wirken verwirrend. Weiters erfolgen Beschriftung der einzelnen Fotos, damit diese dann richtig gesetzt werden können. Dazu bezeichne ich auf einem Plan alle Punkte, wo ich das Stativ hingestellt habe, um später die Fotos richtig beschriften zu können. Hier muss ich berücksichtigen, dass eine 360° Aufnahme nicht so eindeutig erkennbar ist, wie ein starres Bild.
Im Programm selbst werden alle Fotos beschriftet, Punkte gesetzt, wie der Kunde das Fotos zuerst sehen soll, quasi an welchem Punkt der Rundgang bei einem Raum beginnt. Die Spots werden am Plan gesetzt und diesem die richtigen Fotos zugeordnet. Dadurch kann der Kunde durch den Rundgang gehen, indem er unser Logo anklickt und somit von Raum zu Raum gelangt. Oder der Kunde klickt am Grundriss die gesetzten Spots an und sieht sich die Räume zuerst an, die ihm interessieren.
Ich kann für Kunden den Rundgang generell freigeben oder nur auf Anfrage manuell. Oder die Freischaltung erfolgt durch den Kunden selbst, indem dieser Name, Telefonnummer und Mailadresse eingibt.
Was sehr einfach aussieht, ist wie vieles sehr zeitaufwendig.
Allerdings haben sich mit den 360° Rundgängen die Besichtigungen reduziert, weil wir nur mehr besichtigen, wenn Kunden sich den Rundgang angesehen haben. Da dieser sehr aussagekräftig ist, ersparen sich beide Seiten viel Zeit. Die Kunden finden ohne örtliche Besichtigung heraus, ob das Objekt interessant ist.
Das heißt, unser Aufgabengebiet hat sich gegen früher in viel mehr Vorbereitung, plastische Vorstellung, etc. verschoben, sodass eine Besichtigung vor Ort nur mehr der letzte Schliff ist.