Manchmal erlebt man als Maklerin Dinge, die einen noch Jahre später schmunzeln lassen – oder den Kopf schütteln. Eine solche Geschichte hat sich bei einem Wohnungsverkauf im achten Wiener Gemeindebezirk abgespielt, in bester Lage, in einem wunderschönen Stilaltbau mit hohen Räumen, Fischgrätparkett und viel Geschichte.
Die Wohnung war traumhaft – fast 150 Quadratmeter laut Plan, frisch saniert, mit beeindruckenden Flügeltüren und einer dieser Küchen, die man nicht vergisst: eine maßgefertigte Bulthaup-Küche, die allein schon den Gegenwert eines Kleinwagens hatte. Der Käufer war begeistert, wir hatten mehrere Besichtigungen, alles lief rund – bis zu jenem Moment, an dem er ganz genau nachgemessen hat.
Denn der Käufer wollte die teure Küche unbedingt mitnehmen. Sie sollte später in seine andere Wohnung eingebaut werden. Als er dafür Maß nahm, fiel ihm auf, dass irgendetwas nicht stimmen konnte.
Wir sind dann gemeinsam die Wohnung durchgegangen, haben Wand für Wand nachgemessen – und tatsächlich: Zwei bis drei Quadratmeter fehlten.
Das klingt auf den ersten Blick nicht nach viel, aber bei einem Quadratmeterpreis im achten Bezirk von über 10.000 Euro ergibt das eine Differenz von rund 20.000 bis 30.000 Euro. Kein Pappenstiel – und für den Käufer ein völlig nachvollziehbarer Grund, den Deal noch einmal zu überdenken.
Wie sich später herausstellte, war die Wohnung nach alten Bestandsplänen verkauft worden. Über die Jahre hatte sich durch kleinere Umbauten, etwa eine dickere Vorsatzschale oder neue Zwischenwände, die tatsächliche Fläche verändert. Das passiert gar nicht so selten – besonders bei Planverkäufen, also wenn eine Wohnung nach Planangabe, aber ohne exakte Nachmessung, angeboten wird.
Für uns Makler:innen ist das eine gute Erinnerung daran, wie wichtig es ist, die tatsächliche Nutzfläche zu prüfen, bevor man eine Immobilie bewirbt oder kauft. Denn ein paar fehlende Quadratmeter können am Ende über den gesamten Verkauf entscheiden.
In diesem Fall blieb es übrigens beim Nichtverkauf – der Käufer war zu sehr verärgert, und die Verkäuferin wollte den Preis nicht anpassen. Schade eigentlich, denn die Wohnung war wirklich ein Schmuckstück. Aber es hat mir wieder gezeigt: Genauigkeit zahlt sich aus – vor allem, wenn’s um Quadratmeterpreise im achten Bezirk geht.