
Manche Begegnungen in der Immobilienwelt bleiben in Erinnerung – nicht unbedingt wegen des Happy Ends, sondern wegen ihrer Kuriosität.
Manchmal beginnt alles ganz harmlos. Ein Wohnungsinteressent trat beim ersten Kontakt äußerst selbstsicher auf: gepflegtes Auftreten, markige Worte, und ein betont souveränes Lächeln. Schon beim ersten Besichtigungstermin war klar: Hier ist jemand überzeugt, dass er jede Immobilie im Sturm erobern kann.
Er betonte mehrfach, die Finanzierung sei „überhaupt kein Thema“, alles sei bereits vorbereitet, man müsse nur noch „final absegnen“. Die Wohnung gefiel ihm auf Anhieb – allerdings nicht, ohne gleich Änderungen im Kopf durchzuspielen. „Hier kommt ein neues Parkett rein, das Bad wird sowieso komplett neu gemacht, die Küche… da habe ich schon eine Maßanfertigung im Kopf.“
Beim zweiten Termin kam er erneut – diesmal mit einer Person, die angeblich sein Finanzierungspartner war. Wieder viele Worte, viele Gesten, viel Gehabe. Man merkte schnell: Er war überzeugt, dass er hier nicht nur ein Objekt besichtigt, sondern schon halb Eigentümer ist. „Ich bin eh fast durch mit der Bank“, ließ er beiläufig fallen, während er sich bereits Gedanken machte, wo er die Couch platzieren könnte.
Dann der nächste Schritt:
Er wollte ein drittes Mal kommen – diesmal mit dem Ziel, sämtliche Bodenflächen exakt auszumessen. Auch die Böden müssten ja mitfinanziert werden, wie er betonte.
Der gewünschte Termin? Ein Sonntag. Mein freier Tag. Der einzige in der Woche, an dem ich konsequent keine Besichtigungen durchführe. Doch nach einigem Bitten und Beharren – und einem Hauch von schlechtem Gewissen meinerseits – ließ ich mich darauf ein. Allerdings unter einer Bedingung: Ich würde ihm den Schlüssel für kurze Zeit anvertrauen, damit er in Ruhe ausmessen könne. Ein Vertrauens-vorschuss, wie sich herausstellte.
Denn bei der Rückgabe des Schlüssel kam der Schock: Im Badezimmer waren an der Wand fünf Fliesen heruntergeschlagen. Als ich ihn darauf ansprach und wissen wollte, was ihn zu diesem eigenmächtigen Eingriff veranlasst habe, kam nur ein Achselzucken – und der Satz, der alles toppte: „Ich musste nachsehen, ob die Wand dahinter feucht ist und ich saniere das Bad sowieso.“
Was bleibt da noch zu sagen?
Zum Zeitpunkt seines Eigenbaus mit Hammer und Meißel gehörte ihm die Wohnung noch lange nicht. Im Kaufanbot war ein klarer Finanzierungsvorbehalt festgehalten. Und, wenig überraschend: Die Finanzierung platzte. Die Kommunikation mit der Bank? Fehlanzeige. Ein direkter Draht war nicht möglich, der eingesetzte Finanzierungsberater zeigte sich ebenso von oben herab wie sein Kunde – unnahbar, ausweichend, und wenig lösungsorientiert.
Mein Fazit nach dieser Episode?
Nicht jeder, der laut auftritt, hat auch tragfähige Mittel. Und nicht jeder Maßanzug ist ein Garant für Seriosität.
Manche Interessenten sind eben eher Dampfplauderer – oder charmante Hochstapler mit Zollstock.
Einen Wohnungsschlüssel verborge ich nach diesem Erlebnis auch nicht mehr. Wer weiß, was dem nächsten Kunden einfällt … .