Es gibt Begegnungen im Maklerleben, die vergisst man einfach nicht – und manchmal schreibt das Leben Geschichten, die man sich gar nicht ausdenken könnte.
Eine Kundin hatte sich nach einigen Besichtigungen in ein Haus in meinem Umfeld verliebt und wollte das Kaufanbot abgeben. Doch wie so oft im echten Leben lief nicht alles ganz nach Plan: Sie war gerade im Urlaub, hatte weder Drucker noch Scanner zur Verfügung – und wollte das Dokument natürlich trotzdem so rasch wie möglich unterzeichnen.
Per WhatsApp war das alles ein wenig zu heikel – schließlich geht es bei einem Kaufanbot ja um etwas Handfestes. Zufällig musste ich an diesem Tag in genau jener Ortschaft, wo meine Kundin wohnte, das Grab meines Vaters herrichten. Also sagte ich spontan zu ihr am Telefon: „Ich bin heute am Friedhof in Ihrer Wohngegend, weil ich das Grab meines Vaters in Ordnung bringe. Wenn Sie möchten, können wir uns dort kurz treffen, ich drucke das Kaufanbot aus und Sie können es mir unterschrieben zurück geben.“ Nach kurzem Schweigen kam ein Lachen am anderen Ende der Leitung: „Ach, wissen Sie was – ich bin ohnehin zu Fuß unterwegs. Dann komme ich einfach vorbei!“
Und so standen wir wenig später tatsächlich zwischen den Grabsteinen – sie mit dem Kaufanbot in der Hand, ich mit einer Gießkanne und ein paar Blumensetzlingen. Wir lachten beide über die ungewöhnliche Situation, sie unterschrieb mir das Kaufanbot und wir verabschiedeten uns mit einem herzlichen Händedruck. Es war ein ruhiger, fast feierlicher Moment – und gleichzeitig ein sehr schöner. Irgendwie passte es perfekt in diesen Ort: Abschiede und Neuanfänge liegen manchmal näher beieinander, als man denkt.
Als sie ging, meinte die Kundin lachend: „Das war jetzt wirklich der außergewöhnlichste Ort, an dem ich je ein Kaufanbot übergeben habe!“
Und ich dachte mir: Genau das ist das Schöne an meinem Beruf – kein Tag ist wie der andere, und hinter jedem Hauskauf steckt eine ganz eigene Geschichte.