
Vor zwei Wochen war ich bei einer bereits bekannten Kundin, der ich bereits ihr Haus verkauft hatte und die sich entschied, nun ihre Wohnung in Wien zu verkaufen. Obwohl die Dame bereits in einem betagtem Alter ist, ist sie sehr penibel und auch ihr Haus sah während der Verkaufsphase immer wie frisch gebohnert aus. Es war kein Wassertropfen auf den Sanitärgeräten zu sehen und auch die Fugen wirkten wie neu.
Deshalb verwunderte es mich nicht, dass ihre Wohnung, die ich nun verkaufen sollte, ebenfalls glänzte, wie frisch geputzt.
So macht verkaufen Spaß! Auch wenn die Einrichtung nicht mehr ganz modern ist, wirkt die Wohnung extrem gepflegt, was sich bei einem Verkauf positiv bemerkbar macht.
Für die 360° Aufnahmen räumten wir kleinere Gegenstände noch rasch ins Nebenzimmer, damit wirklich alles perfekt aussah. Meine Kundin nahm ein Geschenkssackerl mit einer vollen Flasche aus der Küche, die am Kästchen herumstand und legte sie auf das Bett im angrenzenden Gästezimmer. Plötzlich ein Aufschrei! Die Flasche rollte auf den Boden und zerbrach in viele Scherben. “Oh nein, der Wein” schallte es aus dem Nebenzimmer, während ich schon mit dem Fotografieren begonnen hatte.
Schnell eilte ich zu meiner Kundin, um ihr zu helfen. Ich musste feststellen, dass es sich nicht um eine vermeintliche Flasche Rotwein, sondern um 1 Liter Kernöl handelte. Ich selbst liebe Kernöl, doch die zähe Flüssigkeit verbreitete sich rasch am ganzen Boden aus und rann auch noch unter das Bett.
Nun gab es in der Wohnung, die schon fast geräumt war, fast keine Fetzen zum Aufwaschen und die Zeit drängte. Wenn das Kernöl in die Ritzen des Bodens rinnen würde, wäre der Schaden groß! Gemeinsam knieten wir am Boden und versuchten, das Öl mit allen verfügbaren Fetzen, Küchenrolle und WC-Papier aufzutunken. Gerade an diesem Tag hatte ich eine weiße Hose angezogen.
Nach dem Beseitigen der groben Flüssigkeit rollten wir vom Bett den Auszug hervor, um die dahinter liegende Flüssigkeit zu beseitigen. Auch hier fanden wir eine große Lacke Kernöl, die sich immer mehr ausbreitete.
Zum Kernöl am Boden kamen noch die vielen Scherben und Splitter dazu, die beim raschen Aufwischen in meiner Handfläche stecken blieben. Doch es war keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, es galt, rasch den Melanboden zu retten. Meine Hände waren schwarz und schmierig vom Kernöl, inklusive meinem Schmuck, dazwischen klebten kleine Splitter in meiner Hand.
Es wäre sicher ein witziges Bild für jeden Betrachter, uns beide am Boden kniend vor einer riesigen schwarzen Flüssigkeit, die rasch größer wurde.
Doch mit vereinten Kräften und durch unser sofortiges Agieren schafften wir es tatsächlich, den Boden wieder komplett sauber zu bekommen, ohne restliche Kernölspuren. Danach war der Boden spiegelglatt und frisch poliert!
An das Kernöl erinnerte nur mehr der Geruch in der gesamten Wohnung.
Schade war es nur um das gute Kernöl!